Sprache und Wein

Von Rolf Reichmuth –Ich stelle immer wieder fest, dass die Behutsamkeit im Umgang mit der Sprache abnimmt. Begriffe werden vor allem nutzbringend eingesetzt. Die daraus entstehende Kluft zwischen Wort und Wirklichkeit hat vor allem eine Verunsicherung zur Folge. Wo früher mit einigem Informationsgehalt über Rebgut, Jahrgang und Winzer berichtet wurde, steht heute vielfach nur noch ein nett aufbereiteter, nichtssagender Kurztext. Verkauft wird ein Lebensstil, und dies geht auf Kosten einer objektiven Produktbeschreibung. Bei Angeboten, die sich in der Hauptsache abstützen auf Schlagworte wie einmalig und exklusiv, limitiert und kompetent, Experten und Spitzenwein, ist Vorsicht angebracht.Das sind leere Worthülsen, deren Substanz derjenigen der angepriesenen Weine entspricht. Da wird Anspruchslos-Eingängiges präsentiert und mit prestigeträchtigen Attributen das Mittelmass zur Spitze hochgejubelt.  Die begleitenden Weinbeschriebe bestehen aus vielfach zerkauten Worten, aus beliebig einsetzbaren Gemeinplätzen zu Weinbauländern, Regionen oder Personen, die mit dem Produkt selber nichts zu tun haben. Oft sind es Texte,  in denen die Wortverwendung die sachliche Unkenntnis manifestiert, und in denen ein Übermass an Lob ein Mangel an Klasse kaschieren soll. So funktioniert Verführung durch Vereinfachung, und man tut gut daran, die verwendeten Begriffe zu hinterfragen.
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